Geändert am:
12.04.2021
Autor: Dr. Bertil Kluthe

Hypophyse
Akromegalie

Definition
Unter einer Akromegalie versteht man die krankhafte Überproduktion von Wachstumshormon (growth hormone), die während des Wachstums zu Riesenwuchs (Gigantismus), bei Erwachsenen zu einer Vergrößerung der Akren (Finger, Zehen, Hände, Füße, Nase, Kinn, Augenbrauen, Jochbein) führt.

Ursache
Bei etwa 99% der Betroffenen liegt der Erkrankung ein gutartiger Tumor der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) zugrunde, der vermehrt Wachstumshormon produziert und ausschüttet. Gelegentlich tritt dieses Phänomen auch als Begleiterkrankung von Brust-, Lungen- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs auf, da in den Tumorzellen ähnlich wirkende Substanzen gebildet werden können.

Eine sehr seltene Ursache (<1%) der Akromegalie ist die gesteigerte Produktion von GHRH (Wachstumshormon-Releasing-Hormon). Dabei handelt es sich um ein im Hypothalamus gebildetes Hormon, das für die Bildung von Wachstumshormon verantwortlich ist. Ein Überschuss führt ebenfalls zu erhöhten Wachstumshormon-Konzentrationen.

Symptome
Das Krankheitsbild der Akromegalie ist geprägt durch die verstärkte Wirkung von Wachstumshormon und dem sogenannten Insulin-like-growth-factor (IGF-I, Somatomedin C) an den Zielorganen. Die wichtigsten Symptome sind:

  • Größenzunahme der Akren (Finger, Zehen, Hände, Füße, Nase, Kinn, Augenbrauen, Jochbein)
  • Verdickung der Haut, Zunge und Lippen
  • Kopfschmerzen
  • Gewichtsabnahme
  • vermehrtes Schwitzen
  • ungewöhnliche Sprache (durch Zungenschwellung)
  • Struma/Kropf
  • gestörte Glucosetoleranz / Diabetes mellitus
  • Potenzstörungen
  • Ausbleiben der Regel
  • Bluthochdruck
  • Vergrößerung innerer Organe (z.B. Herz)
  • Gesichtsfeldeinschränkungen bei großen Tumoren
  • Schlafstörungen

Diagnostik
Wie bei allen intervallartig ausgeschütteten Hormonen ist eine einmalige Bestimmung der Wachstumshormon-Konzentration nicht aussagekräftig. Besser geeignet ist die Ermittlung des IGF-I, der keinen tageszeitlichen Schwankungen unterworfen ist und die Konzentration von Wachstumshormon daher gut widerspiegelt. Normale oder gar niedrige IGF-I-Konzentrationen schließen eine Akromegalie aus. Die Laborergebnisse können durch eine verminderte Ausscheidung bei Niereninsuffizienz (zu hoch) oder durch eine verringerte Synthese bei Lebererkrankungen (zu niedrig) verfälscht werden.

Zur weiteren Bestätigung der Diagnose eignet sich der Glucosetoleranztest. Eine orale Zufuhr von 75g Glucose führt bei Gesunden zu einem Absinken der Wachstumshormonspiegel, bei einer Akromegalie ist dies nicht der Fall. Teilweise kommt es sogar zu einem Anstieg.

Um eine erhöhte GHRH-Produktion auszuschließen, sollte dieses Hormon einmalig im Plasma bestimmt werden. Dieses Verfahren bieten jedoch nur einige Speziallabors an. Für die Lokalisation des Tumors werden bildgebende Maßnahmen wie z.B. die Kernspintomographie eingesetzt.

Therapie
Die operative Entfernung des Hypophysentumors ist die vorrangige Maßnahme, da sie die einzige Möglichkeit der Heilung darstellt. Die Operation führt zu einem schnellen Absinken der Wachstumshormon- und IGF-I-Konzentration und einem Rückgang der damit verbundenen Symptome. Bei 5-17% tritt als Folge des Eingriffs eine Hypophysenvorderlappeninsuffizienz auf, d.h. die dort gebildeten Hormone müssen lebenslang von außen zugeführt werden. Ein postoperativ durchgeführter Glucosetoleranztest gibt Aufschluss, ob das Tumorgewebe vollständig entfernt wurde.

Eine Strahlenbehandlung kann erfolgen, wenn eine Operation abgelehnt wird, der Allgemeinzustand des Patienten dies nicht zulässt oder eine Restaktivität des Tumors besteht. Sie führt in der Regel zu einem Stillstand bzw. zu einer Verlangsamung des Tumorswachstums. Als Nebenwirkungen dieser Maßnahme können Müdigkeit, Konzentrationsschwäche etc. auftreten, langfristig entwickelt sich in der Mehrzahl der Fälle eine Hypophysenvorderlappeninsuffizienz.

Bei der medikamentösen Behandlung der Akromegalie kommen Dopamin-Agonisten (z.B. Bromocriptin) und Somatostatin-Analoga (Octreotid) zum Einsatz, die beide die Ausschüttung von Wachstumshormon hemmen. Während Somatostatin-Analoga vom Patienten ins Unterhautfettgewebe injiziert werden müssen, erfolgt die Gabe der Dopamin-Agonisten in Tablettenform. Bei beiden Medikamenten kann es zu Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt kommen (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Blähungen).

Die Prognose ist bei behandelter Akromegalie gut. Ohne Therapie ist die Sterberate im Gegensatz zu Gesunden verdoppelt, was v.a. auf die Begleiterkrankungen (Vergrößerung der inneren Organe, Bluthochdruck etc.) zurückzuführen ist.

Hypophyse
Akromegalie

Definition
Unter einer Akromegalie versteht man die krankhafte Überproduktion von Wachstumshormon (growth hormone), die während des Wachstums zu Riesenwuchs (Gigantismus), bei Erwachsenen zu einer Vergrößerung der Akren (Finger, Zehen, Hände, Füße, Nase, Kinn, Augenbrauen, Jochbein) führt.
Ursache
Bei etwa 99% der Betroffenen liegt der Erkrankung ein gutartiger Tumor der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) zugrunde, der vermehrt Wachstumshormon produziert und ausschüttet. Gelegentlich tritt dieses Phänomen auch als Begleiterkrankung von Brust-, Lungen- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs auf, da in den Tumorzellen ähnlich wirkende Substanzen gebildet werden können.

Eine sehr seltene Ursache (<1%) der Akromegalie ist die gesteigerte Produktion von GHRH (Wachstumshormon-Releasing-Hormon). Dabei handelt es sich um ein im Hypothalamus gebildetes Hormon, das für die Bildung von Wachstumshormon verantwortlich ist. Ein Überschuss führt ebenfalls zu erhöhten Wachstumshormon-Konzentrationen. Symptome Das Krankheitsbild der Akromegalie ist geprägt durch die verstärkte Wirkung von Wachstumshormon und dem sogenannten Insulin-like-growth-factor (IGF-I, Somatomedin C) an den Zielorganen. Die wichtigsten Symptome sind: Größenzunahme der Akren (Finger, Zehen, Hände, Füße, Nase, Kinn, Augenbrauen, Jochbein) Verdickung der Haut, Zunge und Lippen Kopfschmerzen Gewichtsabnahme vermehrtes Schwitzen ungewöhnliche Sprache (durch Zungenschwellung) Struma/Kropf gestörte Glucosetoleranz / Diabetes mellitus Potenzstörungen Ausbleiben der Regel Bluthochdruck Vergrößerung innerer Organe (z.B. Herz) Gesichtsfeldeinschränkungen bei großen Tumoren Schlafstörungen Diagnostik Wie bei allen intervallartig ausgeschütteten Hormonen ist eine einmalige Bestimmung der Wachstumshormon-Konzentration nicht aussagekräftig. Besser geeignet ist die Ermittlung des IGF-I, der keinen tageszeitlichen Schwankungen unterworfen ist und die Konzentration von Wachstumshormon daher gut widerspiegelt. Normale oder gar niedrige IGF-I-Konzentrationen schließen eine Akromegalie aus. Die Laborergebnisse können durch eine verminderte Ausscheidung bei Niereninsuffizienz (zu hoch) oder durch eine verringerte Synthese bei Lebererkrankungen (zu niedrig) verfälscht werden. Zur weiteren Bestätigung der Diagnose eignet sich der Glucosetoleranztest. Eine orale Zufuhr von 75g Glucose führt bei Gesunden zu einem Absinken der Wachstumshormonspiegel, bei einer Akromegalie ist dies nicht der Fall. Teilweise kommt es sogar zu einem Anstieg. Um eine erhöhte GHRH-Produktion auszuschließen, sollte dieses Hormon einmalig im Plasma bestimmt werden. Dieses Verfahren bieten jedoch nur einige Speziallabors an. Für die Lokalisation des Tumors werden bildgebende Maßnahmen wie z.B. die Kernspintomographie eingesetzt. Therapie Die operative Entfernung des Hypophysentumors ist die vorrangige Maßnahme, da sie die einzige Möglichkeit der Heilung darstellt. Die Operation führt zu einem schnellen Absinken der Wachstumshormon- und IGF-I-Konzentration und einem Rückgang der damit verbundenen Symptome. Bei 5-17% tritt als Folge des Eingriffs eine Hypophysenvorderlappeninsuffizienz auf, d.h. die dort gebildeten Hormone müssen lebenslang von außen zugeführt werden. Ein postoperativ durchgeführter Glucosetoleranztest gibt Aufschluss, ob das Tumorgewebe vollständig entfernt wurde. Eine Strahlenbehandlung kann erfolgen, wenn eine Operation abgelehnt wird, der Allgemeinzustand des Patienten dies nicht zulässt oder eine Restaktivität des Tumors besteht. Sie führt in der Regel zu einem Stillstand bzw. zu einer Verlangsamung des Tumorswachstums. Als Nebenwirkungen dieser Maßnahme können Müdigkeit, Konzentrationsschwäche etc. auftreten, langfristig entwickelt sich in der Mehrzahl der Fälle eine Hypophysenvorderlappeninsuffizienz. Bei der medikamentösen Behandlung der Akromegalie kommen Dopamin-Agonisten (z.B. Bromocriptin) und Somatostatin-Analoga (Octreotid) zum Einsatz, die beide die Ausschüttung von Wachstumshormon hemmen. Während Somatostatin-Analoga vom Patienten ins Unterhautfettgewebe injiziert werden müssen, erfolgt die Gabe der Dopamin-Agonisten in Tablettenform. Bei beiden Medikamenten kann es zu Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt kommen (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Blähungen). Die Prognose ist bei behandelter Akromegalie gut. Ohne Therapie ist die Sterberate im Gegensatz zu Gesunden verdoppelt, was v.a. auf die Begleiterkrankungen (Vergrößerung der inneren Organe, Bluthochdruck etc.) zurückzuführen ist.