Geändert am:
12.04.2021
Autor: Dr. Bertil Kluthe

Hypophyse
Hyperprolaktinämie - Zyklusstörungen

Definition
Von einer Hyperprolaktinämie spricht man, wenn die Konzentration des Hormons Prolaktin im Blut erhöht ist. Die Aufgabe des Prolaktins besteht vor allem darin, den Stillvorgang nach der Geburt einzuleiten. Der Prolaktinspiegel ist daher bei Frauen (vor den Wechseljahren) höher als bei Männern und steigt während der Schwangerschaft auf bis zu 200 µg/l an. Ebenso nimmt die Prolaktin-Konzentration bei Mädchen in der Pubertät stetig zu.

Ursachen
Eine Erhöhung der Prolaktinwerte tritt auf, wenn entweder ein Prolaktin-produzierender Tumor der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) vorliegt (Prolaktinom) oder die Wirkung des "Prolaktin-hemmenden" Hormons Dopamin vermindert ist. Dies ist meist auf bestimmte Medikamente oder Tumoren zurückzuführen, die den Transport von Dopamin vom Hypothalamus zum Hypophysenvorderlappen blockieren. Somit kann es - obwohl diese Tumoren selbst kein Prolaktin produzieren - zu einer Hyperprolaktinämie kommen. Im folgenden sind mögliche Ursachen einer Hyperprolaktinämie zusammengefasst.

  1. Prolaktin-produzierender Tumor (Prolaktinom)
  2. Tumoren, die den Transport von Dopamin blockieren
  3. funktionelle Hyperprolaktinämie, dazu zählen folgende Faktoren:
    • Medikamente (Dopamin-Hemmer)
    • chronische Nieren- und Leberinsuffizienz
    • Schilddrüsenunterfunktion
    • Brustwandläsionen (-verletzungen)
    • Stress
    • Schwangerschaft, Stillzeit

Symptome
Erhöhte Prolaktin-Konzentrationen hemmen über mehrere Schritte die Synthese der männlichen und weiblichen Geschlechtshormone (Testosteron bzw. Östrogene). Bei Frauen äußert sich dies v.a. durch ein Ausbleiben der Regel und bei etwa der Hälfte der Betroffenen durch Milchabsonderungen aus der Brustdrüse (ausgelöst durch hohe Prolaktin- bei gleichzeitig verminderten Östrogenkonzentrationen). Die Entstehung von Wassereinlagerungen (Ödemen) sowie eine Abnahme der Knochendichte (Osteoporose) werden dadurch begünstigt.

Bei Männern führt die geringere Testosteronbildung zu einer Abnahme von Libido und Potenz. Weiterhin werden verminderter Bartwuchs und eine Vergrößerung der Brustdrüse beobachtet.

Bei fortgeschrittenem Größenwachstum eines Tumors kann es zu Einschränkungen des Gesichtsfeldes, Kopfschmerzen und anderen Allgemeinsymptomen (z.B. Abgeschlagenheit) kommen.

Diagnostik
Beim Verdacht einer Hyperprolaktinämie bzw. eines Prolaktinoms wird zunächst die Prolaktin-Konzentration im Blutserum bestimmt. Da dieses Hormon intervallartig und vermehrt bei Stress (körperliche Belastung, Unterzucker, Blutabnahme etc.) in die Blutbahn abgegeben wird, ist bei leicht erhöhten Werten eine Wiederholungsmessung erforderlich.

Wenn die Prolaktin-Konzentration mehrfach über dem Normwert liegt und funktionelle Hyperprolaktinämien ausgeschlossen werden können, erfolgt der Einsatz von bildgebenden Verfahren wie z.B. der Kernspintomographie, um Lage und Größe des Tumors bzw. des Prolaktinoms zu ermitteln.

Therapie
Heute werden für die Behandlung vorrangig Medikamente eingesetzt, die die Produktion von Dopamin fördern (z.B. Bromocriptin, Lisurid, Cabergolin, Quinagolid). Diese führen bei allen Formen der Hyperprolaktinämie zu einer Senkung der Prolaktin-Konzentration und verkleinern bei etwa 70% der Betroffenen den Hypophysentumor deutlich. Ihre Anwendung erfolgt auch bei größeren Tumoren mit Gesichtsfeldeinschränkungen. Häufig wird nach wenigen Tagen eine Besserung der Symptomatik erzielt. Die Dosis der Medikamente sollte langsam erhöht werden, um mögliche Nebenwirkungen wie Übelkeit, Blutdruckabfall und Schwindelanfälle zu vermeiden. Gegebenenfalls kann die zusätzliche Gabe von Geschlechtshormonen (Östrogene, Testosteron) sinnvoll sein.

Eine Operation kommt heutzutage nur noch bei nachgewiesenem Therapieversagen ("Dopaminresistenz") oder beim Auftreten lebensbedrohlicher Komplikationen (z.B. Hirnblutungen) in Betracht. Die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls liegt zwischen 50 und 100%. Hypophysenfunktionen können ebenfalls beeinträchtigt werden.

Die Strahlentherapie wird erst nach erfolgloser medikamentöser bzw. operativer Behandlung eingesetzt, da mit gravierenden Nebenwirkungen zu rechnen ist. Dazu zählen u.a. der Ausfall weiterer Funktionen der Hirnanhangdrüse (Sekretion der Hormone Gonadotropin und Wachstumshormon). Eine Normalisierung der Prolaktinspiegel tritt zudem erst nach mehreren Jahren auf.

Während der Schwangerschaft ist der Prolaktinspiegel auch bei Gesunden erhöht (ca. 200 µg/l). Bei bereits vorbestehendem Prolaktinom treten - je nach Tumorgröße - häufiger Ausfälle des Gesichtsfeldes auf, da das Volumen der Hypophyse in dieser Phase ohnehin um ca. 70% zunimmt. Die Behandlung mit Bromocriptin wird fortgeführt, da das Risiko möglicher Komplikationen höher ist als die Nebenwirkungen durch das Medikament. Eine schädigende Wirkung dieser Substanz für das Kind wurde bislang nicht beobachtet.

Die Prognose ist bei den meist gutartigen Prolaktinomen (>99%) sehr gut. In der Regel haben die Patienten eine normale Lebenserwartung.

Hypophyse
Hyperprolaktinämie – Zyklusstörungen

Definition
Von einer Hyperprolaktinämie spricht man, wenn die Konzentration des Hormons Prolaktin im Blut erhöht ist. Die Aufgabe des Prolaktins besteht vor allem darin, den Stillvorgang nach der Geburt einzuleiten. Der Prolaktinspiegel ist daher bei Frauen (vor den Wechseljahren) höher als bei Männern und steigt während der Schwangerschaft auf bis zu 200 µg/l an. Ebenso nimmt die Prolaktin-Konzentration bei Mädchen in der Pubertät stetig zu.

Ursachen
Eine Erhöhung der Prolaktinwerte tritt auf, wenn entweder ein Prolaktin-produzierender Tumor der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) vorliegt (Prolaktinom) oder die Wirkung des „Prolaktin-hemmenden“ Hormons Dopamin vermindert ist. Dies ist meist auf bestimmte Medikamente oder Tumoren zurückzuführen, die den Transport von Dopamin vom Hypothalamus zum Hypophysenvorderlappen blockieren. Somit kann es – obwohl diese Tumoren selbst kein Prolaktin produzieren – zu einer Hyperprolaktinämie kommen. Im folgenden sind mögliche Ursachen einer Hyperprolaktinämie zusammengefasst.

Prolaktin-produzierender Tumor (Prolaktinom)
Tumoren, die den Transport von Dopamin blockieren
funktionelle Hyperprolaktinämie, dazu zählen folgende Faktoren:
Medikamente (Dopamin-Hemmer)
chronische Nieren- und Leberinsuffizienz
Schilddrüsenunterfunktion
Brustwandläsionen (-verletzungen)
Stress
Schwangerschaft, Stillzeit

Symptome
Erhöhte Prolaktin-Konzentrationen hemmen über mehrere Schritte die Synthese der männlichen und weiblichen Geschlechtshormone (Testosteron bzw. Östrogene). Bei Frauen äußert sich dies v.a. durch ein Ausbleiben der Regel und bei etwa der Hälfte der Betroffenen durch Milchabsonderungen aus der Brustdrüse (ausgelöst durch hohe Prolaktin- bei gleichzeitig verminderten Östrogenkonzentrationen). Die Entstehung von Wassereinlagerungen (Ödemen) sowie eine Abnahme der Knochendichte (Osteoporose) werden dadurch begünstigt.

Bei Männern führt die geringere Testosteronbildung zu einer Abnahme von Libido und Potenz. Weiterhin werden verminderter Bartwuchs und eine Vergrößerung der Brustdrüse beobachtet.

Bei fortgeschrittenem Größenwachstum eines Tumors kann es zu Einschränkungen des Gesichtsfeldes, Kopfschmerzen und anderen Allgemeinsymptomen (z.B. Abgeschlagenheit) kommen.

Diagnostik
Beim Verdacht einer Hyperprolaktinämie bzw. eines Prolaktinoms wird zunächst die Prolaktin-Konzentration im Blutserum bestimmt. Da dieses Hormon intervallartig und vermehrt bei Stress (körperliche Belastung, Unterzucker, Blutabnahme etc.) in die Blutbahn abgegeben wird, ist bei leicht erhöhten Werten eine Wiederholungsmessung erforderlich.

Wenn die Prolaktin-Konzentration mehrfach über dem Normwert liegt und funktionelle Hyperprolaktinämien ausgeschlossen werden können, erfolgt der Einsatz von bildgebenden Verfahren wie z.B. der Kernspintomographie, um Lage und Größe des Tumors bzw. des Prolaktinoms zu ermitteln.

Therapie
Heute werden für die Behandlung vorrangig Medikamente eingesetzt, die die Produktion von Dopamin fördern (z.B. Bromocriptin, Lisurid, Cabergolin, Quinagolid). Diese führen bei allen Formen der Hyperprolaktinämie zu einer Senkung der Prolaktin-Konzentration und verkleinern bei etwa 70% der Betroffenen den Hypophysentumor deutlich. Ihre Anwendung erfolgt auch bei größeren Tumoren mit Gesichtsfeldeinschränkungen. Häufig wird nach wenigen Tagen eine Besserung der Symptomatik erzielt. Die Dosis der Medikamente sollte langsam erhöht werden, um mögliche Nebenwirkungen wie Übelkeit, Blutdruckabfall und Schwindelanfälle zu vermeiden. Gegebenenfalls kann die zusätzliche Gabe von Geschlechtshormonen (Östrogene, Testosteron) sinnvoll sein.

Eine Operation kommt heutzutage nur noch bei nachgewiesenem Therapieversagen („Dopaminresistenz“) oder beim Auftreten lebensbedrohlicher Komplikationen (z.B. Hirnblutungen) in Betracht. Die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls liegt zwischen 50 und 100%. Hypophysenfunktionen können ebenfalls beeinträchtigt werden.

Die Strahlentherapie wird erst nach erfolgloser medikamentöser bzw. operativer Behandlung eingesetzt, da mit gravierenden Nebenwirkungen zu rechnen ist. Dazu zählen u.a. der Ausfall weiterer Funktionen der Hirnanhangdrüse (Sekretion der Hormone Gonadotropin und Wachstumshormon). Eine Normalisierung der Prolaktinspiegel tritt zudem erst nach mehreren Jahren auf.

Während der Schwangerschaft ist der Prolaktinspiegel auch bei Gesunden erhöht (ca. 200 µg/l). Bei bereits vorbestehendem Prolaktinom treten – je nach Tumorgröße – häufiger Ausfälle des Gesichtsfeldes auf, da das Volumen der Hypophyse in dieser Phase ohnehin um ca. 70% zunimmt. Die Behandlung mit Bromocriptin wird fortgeführt, da das Risiko möglicher Komplikationen höher ist als die Nebenwirkungen durch das Medikament. Eine schädigende Wirkung dieser Substanz für das Kind wurde bislang nicht beobachtet.

Die Prognose ist bei den meist gutartigen Prolaktinomen (>99%) sehr gut. In der Regel haben die Patienten eine normale Lebenserwartung.